Wenn sich nach Corona die Tore des Deutsche Hafenmuseums wieder öffnen, werden nicht nur viele Hamburger, sondern vielleicht auch chinesische Touristen ein Schiff bestaunen, dass den Namen ihrer Hauptstadt trägt. Der legendäre 4-Master, ein sogenannter P-Liner, hat weder etwas mit China zu tun, noch war es jemals in Richtung China unterwegs.
Es gehörte zur großen Flotte der Hamburger Traditionsreederei F. Laeisz, die insgesamt 73 Schiffen besaß, darunter die 8 Viermaster Pangani, Petschili, Pamir, Peking, Passat, Pola, Priwall und Padua (heute Kruzenshtern). Alle trugen den Anfangsbuchstaben „P“. Von der großen Viermasterfamilie sind leider nur 3 Schiffe übriggeblieben. Die Passat, sie liegt in Travemünde, die Padua (heute Kruzenshtern), ihr Heimathafen ist Kaliningrad (Russland) und die Peking, jetzt in Hamburg.
Die Peking hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie diente von 1911 bis 1932 als Frachtsegler und beförderte bis zu 5.300 Tonnen Salpeter aus Chile nach Europa. Insgesamt 34-mal umrundete sie das gefährliche Kap Horn. Zusammen mit ihren Schwestern gehörte sie zu den schnellsten Frachtschiffen ihrer Zeit, vergleichbar mit den heutigen Containerriesen, die inzwischen mehr als 20.000 Container (TEU) transportieren.
Zwischenaufenthalte in London mit dem Namen „Arethusa“ und ab 1974 ein tristes Dasein als Museumsschiff in Manhattan/New York, hatten ihr arg zugesetzt. Das einst so prachtvolle Schiff verlor seinen Glanz und rostete unaufhörlich vor sich hin.
Zwei Hamburger Bundestagsabgeordnete setzten sich für die Rückführung des Schiffes ein und gewannen die Zustimmung für die Finanzierung mit Bundesmitteln. Der „Verein der Viermastbark Peking e.V.“ erreichte, dass das Schiff für den symbolischen Preis von 100 US$ den Besitzer wechselte.
Mit der Durchführung der Rückholung und Restaurierung der PEKING wurde die Stiftung Hamburg Maritim beauftragt.
In einer spektakulären Huckepacküberfahrt mit dem Dockschiff „Combi Dock III“ wurde die Peking 2017 nach Deutschland überführt. Genauer gesagt nach Wewelsfleth in Schleswig-Holstein, wo sie in der Peters-Werft neue Strahlkraft wie im Jahr 1927 erhalten sollte. Hunderte Menschen hatten sich am 2.8.2017 beim Störsperrwerk eingefunden und erlebten mit Rührung, wie das 115m lange und 14m breite Schiffe gezogen und gehalten von 2 Schleppern die enge Durchfahrt auf eigenem Kiel meisterte.
Nach drei Jahren perfekter Restaurierungsarbeiten, die ca. 38 Millionen Euro kosteten, war es dann soweit: Umgeben von vielen Begleitschiffen erreichte die Peking am 7. September 2020 den Heimathafen Hamburg, vorbei an ihrer Geburtswerft Blohm & Voss steuerte sie, beglückwünscht von Tausenden Hafenbesuchern, in Richtung Elbphilharmonie. Hafenschlepper drehten das prachtvolle Schiff und zogen es rückwärts an ihren neuen Liegeplatz im Deutschen Hafenmuseum (Bremer Kai/Hansahafen). Sie ist nun der Anziehungspunkt des Museums und soll, wenn es Corona zulässt, bereits 2021 besichtigt werden können.
Heinz D. Swoboda-Kirsch